Die Viola da Gamba


Die Viola da Gamba (gamba italienisch für „Bein“), im Deutschen auch Gambe genannt, ist eine Familie historischer Streichinstrumente (Diskant-, Alt-, Tenor/Baßgambe, Violone), die im 15. Jh. vom spanischen Rabab (auch Nordafrika) und der Vihuela abstammen. Die erste Blütezeit hatte sie in der spanischen und italienischen Renaissance Anfang des 16. Jh. und breitete sich dann im gesamten europäischen Raum aus.
Während die Violine, die sich auch in dieser Zeit aus dem mittelalterlichen Rebec und der Fiedel entwickelte zunächst vorwiegend das Instrument der Spielleute war, wurde die Gambe vorwiegend als höfisches Instrument verwendet.
Silvestro Ganassi geht schon 1542 in seinem Buch "Regula Rubertina" auf das berufsmäßige, virtuose Spiel ein und nennt Virtuosen wie Alfonso de Ferrara und Gianbattista Ciciliano, die das Griffbrett bis an dessen Ende "mit aller Leichtigkeit und gutem Effekt" beherrschten. Bilderzeugnisse und Berichte zeigen uns viele hochgestellte Persönlichkeiten mit der Gambe; Heinrich der VIII, Henriette de France (Tochter von Louis XV), Kurfürst Max Emanuel von Bayern und König Friedrich Wilhelm von Preussen.
In England war im 17. JH. das Gambenspiel so beliebt, daß der "chest of viols" in jedes musikliebende Haus gehörte. In der Barockzeit wurde für das solistische Spiel der Bassgambe eine siebte tiefere Saite hinzugefügt und es entstand eine reichhaltige Sololiteratur. Von den großen Gambisten sind zu nennen: die Engländer John Jenkins, Christopher Simson, William Young, die Franzosen André Maugars, Sainte Colombe, Marin Marais, Louis de Caix d´Hervelois, Antoine Forqueray, die Deutschen August Kühnel, Johann Schenk und als einer der letzten großen Virtuosen, Carl Friedrich Abel.

Carl Friedrich Abel (Portrait von Thomas Gainsborough, 1777)

Die erhaltene Literatur für und mit Viola da Gamba ist sehr groß. Im 16. Jh. sind es sowohl die deutschen Liedsätze, die französischen Chansons, die italienischen Madrigale als auch die rein instrumentalen Ricercare, Canzonen, und Tanzsätze, die einen schier unerschöpflichen Vorrat an Spielmusik liefern (allerdings variabel mit allen Renaissanceinstrumenten besetzbar). Im 17.Jh. ist es besonders die englische Consortmusik von Byrd bis Purcell, die deutsche Suitenkunst und die französische Sololiteratur (obengenannter Solisten), die die Gambenliteratur bereichern, und das Ende des 17. Jh. und Anfang 18. Jh. bringen eine reichhaltige Trioliteratur für Violine oder Flöte, Viola da Gamba und Generalbaß von Komponisten wie Buxtehude, Erlebach, Krieger,Telemann, Rameau, J.S.Bach und Sohn Carl.Ph.E.Bach.

Nachdem die Gamben im 18. Jh. von der Violinfamilie verdrängt wurde (die aufkommenden Orchester der Frühklassik), wurde im 20. Jh. die Gambe, ähnlich wie andere "Alte Instrumente" wiederentdeckt und im Zuge der "Alte Musik" Bewegung immer populärer, so daß sie heute vor allem bei barocker Kammermusik nicht mehr wegzudenken ist.

bekannte Solisten und Ensembles heutiger Zeit:

12345678910111213Jordi Savall12345678910111213Hille Perl1234567891011121314Fretwork

Ausführlicheres zur Gambe bei:

viola-da-gamba.org

englisch

violadagamba.org

greatbassviol.com

jonathan.dunford.free.fr/index.html

Bücher:

Annette Otterstedt: Die Gambe (Bärenreiter)