Schweden-Norwegen 2016

Am 3.8.2016, Mittwoch in der ersten Ferienwoche sattelte ich mein "Pferd" mit dem Ziel Nordschweden bzw. Lappland.
Ein paar Tage mit langen Autobahnetappen standen mir bevor, mit der Pan hatte ich jedoch weniger Angst davor,
und schon der erste Tag mit regnerischem Wetter gab mir recht
Ich kam zunächst jedoch nur bis Hannover, da ich danach ausversehen Landstrasse ca. eine Stunde in die falsche Richtung fuhr
und diesselbe Strecke dann wieder zurück fahren musste (ab jetzt glaube ich meinem Navi, wenn es mich zur Umkehr ermahnt)...
Also in Hannover ziemlich spät und genervt ein Hotelzimmer genommen, aber zum Glück sah das Wetter am nächsten Tag besser aus,
sodass ich sogar ein Umweg über Bremerhaven, die Heimat meiner Jugend, riskieren wollte.
An einem Rastplatz bei Bremen waren ebenfalls nordwärts Reisende so nett die Kamera zu halten.


In Bremerhaven fuhr ich erstmal zum Hafen, um das Meer zu begrüssen und ein wenig die Beine auszustrecken.


Dann durchfuhr ich die Stadt von Süd nach Nord, in etwa so, wie ich als Jugendlicher viel mit dem Fahrrad unterwegs gewesen war.
Es kamen Erinnerung hoch und etwas wehmütige Stimmung...
Dann hielt ich bei unserer damaligen Wohnung und schoss ein Foto.


Nachbarn schauten etwas verwundert und ich erklärte, dass ich hier vor 45 Jahren gewohnt hatte.
Schliesslich raffte ich mich auf und setzte die Reise Richtung Cuxhaven fort. Dort angekommen suchte ich den Fähranleger,
um die Elbe zu überqueren.
Nach etwa einer Stunde Wartezeit konnte ich an Bord; das Motorrad festzuzurren war (anscheinend) nicht nötig.


Die meiste Zeit tuckerten wir einem grossen Containerschiff hinterher.


Das Wetter im Norden sah nicht sehr vielversprechend aus...


Dementsprechend war die weitere Fahrt geprägt von Regengüssen und teils sehr heftigem Wind.
In Husum fand ich dann direkt hinterm Deich einen schönen kleinen Campingplatz und das Wetter hatte sich ebenfalls beruhigt,
sodass sogar noch ein entspannter Abendspaziergang möglich war.




Der nächste Tag verwöhnte mich mit relativ gutem Wetter, so dass die Autobahnetappen durch Dänemark bis nach Malmö, Schweden
noch halbwegs erträglich waren.
Der von der letzten Reise mir bereits bekannte Campingplatz war schnell gefunden, und nach Süppchen noch ein gemütliches Herumschlendern zum Tagesausklang möglich.



Am Samstag konnte ich bereits um 10.30 Uhr aufbrechen, zunächst Autobahn über Helsingborg bis nach Jonköping, dann Landstrasse am Vätternsee entlang
und bei Kristinehamm direkt nordwärts Richtung Mora.
Es war traumhaft zu fahren, die Landschaft wurde immer schöner.
Gegen 19.30 Uhr war es Zeit ein "Plätzchen zu suchen, und ich konnte gerade noch vor dem einsetzenden Regen das Zelt aufbauen.
Nach einer Gemüsebrühe mit Brot rauchte ich noch ein Pfeifchen und war sehr zufrieden mit dem Tag und den etwa 650 gefahrenen km.


Am Sonntag morgen ging es gut ausgeschlafen über Mora wunderschöne Etappen auf der "Inlandsvägen" E45 bis abends Strömsund,
wo ich den gleichen Campingplatz aufsuchte, wie letztes Mal




Genau hier hatte ich 2012 ein Foto mit der V-Strom geschossen:


Montag, 8.8.
Da es hier oben schon sehr früh anfing hell zu werden hatte ich im Halbschlaf die Idee sehr früh aufzustehen, also hüpfte ich um 5:00 Uhr aus dem Schlafsack
und konnte bereits um 7:00 Uhr losfahren. Das Wetter war zwar grau und ungemütlich, aber immerhin regnete es (zunächst) nicht.
Alles lief gut und so hatte ich mittags um 12:30 bereits 350 km geschafft (Avidsjaur). Nach einem leckeren Burger bei "Frasses" gings durch die immer einsamer werdende Landschaft (norbottens lan) Lapplands
bis Jokkmokk, wo ich um 16 Uhr ankam. Hier fing es dann zu regnen an, so dass ich die letzte Etappe nach Westen Richtung Kvikkjock (eine lange Sackgasse von ca. 100km)
durchweg im Regen fahren musste. Unterwegs sah ich dreimal einen Elch oder Renntier am Strassenrand grasend. Am Campingplatz "Arre Njarka" quartierte ich mich in eine Hütte ein. Geschafft! Hier war es geplant ein paar Tage "Urlaub" zu machen...




Dienstag, 9.8.
Der "Ausruhtag bestand aus Wäsche waschen/trocknen und da es regnete bis nachmittag; no problem...
Dann ein kleiner Rundweg von 1,5km der sehr schön war. Abends lesen, Spaghetti kochen ect.




Mittwoch, 10.08.
....schönstes Wetter, also auf die 10km nach Kvikkjokk und dort im Infozentrum Tipps für eine Wander-Tagestour geholt.
Ich kraxelte los auf den Berg "Sjinjierak" (839m). Für meine untrainierte Muskeln eine ausreichende Tour von 4 Stunden.
Oben hatte man eine super Aussicht auf die Berge und Seen ringsum, imposant waren vor allem die teils schneebedeckten Gipfel des Sarek Nationalparks im Norden.
Dann fuhr ich zurück nach Arre Njanka und genoss in der Lounge Kaffee und Kuchen.






Donnerstag, 12.8.
Heute morgen regnete es wieder, das war gerade richtig zum packen und umziehen. In Kvikkjokk konnte ich nä eine Hütte für weniger als die Hälfte, nämlich 200Skr bekommen.
Arre Njarka war schon toll, sagen wir mal 5 Sterne, aber eben auch teuer mit 500Skr pro Nacht (ca. 50 Teuronen).
Am Nachmittag wurde das Wetter wieder besser, aber ausser mich einrichten und kochen wollte ich nichts mehr unternehmen.
Die Umgebung war phaenomenal schön, Wald und Berge soweit das Auge reicht und alles unberührte Natur,
keine Strassen oder Ortschaften, nur ein paar Wanderwege wie z.B. der bekannte "Kungsleden".
Kvikkjokk ist die südlichste Station des mittleren Kungsleden-Abschnitts und hat eine Fjäll-Station mit insgesamt 40 Betten.
Kleinigkeiten können dort eingekauft werden, ausserdem gibt es eine Sauna.



Freitag, der 13.8.
Bei schönstem Wetter (aber relativ frisch) bin ich ein Stück den Kungsleden nordwärts und wieder zurück gewandert.
Der Weg war meistens ziemlich steinig, auch matschig und viele Bretter überbrücken sumpfige Stellen.
Unterwegs kamen mir einige Wanderer entgegen, mit manchen konnte ich mich kurz unterhalten, besonders eindrucksvoll
der Deutsche mit seinen zwei jugendlichen Söhnen, die 7 Tage querfeldein im Sarek unterwegs gewesen waren...
Bei Wiederankunft war ich ziemlich gerädert, da ich mich etwas krank fühlte, zur Stärkung gab es dann erstmal Kaffee und Kekse, dann Bohnen mit Speck, mmmm.
...am Parkplatz standen zwei Enduros mit deutschen Kennzeichen...







Samstag, der 14.8.
Eigentlich wollte ich heute weiter, aber Dauerregen zwingt mich dazu noch einen Ruhetag einzulegen (was wohl ganz gut war, denn ich kränkelte ein wenig),
und so konnte ich die Fortsetzung der Reise noch ein wenig planen.

Sonntag 15.8.
Beim Start in Kvikkjokk 10.30 Uhr war es zwar bewölkt und regnerisch, es schien am Horizont aber aufzulockern.
Auf der herrlich einsamen Strecke zurück nach Jokkmokk begegnete ich wieder einigen Renntieren, diesmal konnte ich anhalten und in Ruhe fotographieren.
Die zwei Renntiere trabten über eine Brücke auf mich zu um dann kaum 20m vor mir im Dickicht zu verschwinden.




Immer wieder alte Volvos...


Ab Jokkmokk war ich wieder auf der Inlandsvägen 45 nordwärts unterwegs.


Mit der Zeit wurde die Landschaft karger, keine grossen Tannen mehr,
nur noch kleinere Bäume (Birken und Tannen), und viele offene sumpfige Flächen.


Nach Kiruna am späten Nachmittag wurde es dann grossartig, die Weite und Einsamkeit der Landschaft, ich kam mir vor wie in Kanada...



Am Parkplatz, wo meine Fotopause stattfand, hielt ein LKW, und der Fahrer sprach mich mit russischem Akzent an (in Englisch),
bewunderte meine Maschine und wir unterhielten uns eine Zigarettenlänge...


Am frühen Abend kam ich beim Tagesziel Abisko an, wo ich dann inmitten vieler Fernwanderer mein Zelt aufschlug und eine ziemlich kalte Nacht durchstehen musste, mit Daunenschlafsack und Thermounterwäsche gerade noch zu ertragen. Abisko ist der nördliche Startpunkt des Kungsleden Fernwanderweges und grenzt an den beliebten Abisko Nationalpark.

Am Morgen unterhielt ich mich noch mit einem deutschen Pärchen, welches im Begriff war loszuwandern.


Montag, 16.8.
Um etwa 10.30 Uhr ging es auf der E10 Richtung Narvik, Norwegen. Tolle felsige Berge und viele Seen liessen mein Herz höher schlagen, es war allerdings ziemlich kalt, so dass ich so ziemlich alles anziehen musste, was ich dabei hatte. Nach der Grenze zu Norwegen kurvte die Landstrasse abwärts bis Narvik. Dort angekommen, gab es Kaffee und Hotdog an der Tanke und dann schlug ich die südliche Richtung auf der E6 ein. An einem Parkplatz klönte ich ein wenig mit einigen V-Strom Fahrern und setzte die Reise staunend, ob der unglaublich tollen norwegischen Küstenlandschaft fort. Bei einer 20minutigen Fährüberfahrt lies ich mir ein paar Tipps von dänischen Bikern geben. Dann folgten viele Tunnels und eine endlos scheinende Strecke durch die Berge bis ich genug hatte und angesichts des drohenden Regens auf einen etwas abseits gelegenen Campingplatzes abbog, um mich dort in eine kleine schnuckelige Hütte einquartieren zu lassen.







Dienstag, 17.8.
Die Küstenstrasse Fv17 ist einfach der Hammer! Von der E6 in Richtung Bodo abgebogen und nach etwa 40 km zweigt die sog. "Kystrikveien", also die Küstenstrasse Fv17 südlich ab und kurvt durch die Berge und an den Fjörden entlang. Das Wetter war zudem bestens, noch etwas frisch (14 Grad) aber durch den Sonnenschein erträglich. Es ging auch durch viele Tunnels und eine kurze (20Min.) und eine lange (70 Min.) Fährüberfahrt. Beim Warten auf die 2.te Fähre kam ich mit einigen netten Leuten ins Gespräch. Direkt nach Ankommen der zweiten Fähre um ca. 18 Uhr zum Campingplatz um die Ecke gefahren und nochmal in eine Hütte eingemietet.











Mittwoch, 18.8.
Weil die Hütte so gemütlich und das Wetter so schön war liess ich etwas ruhiger angehen und kam erst ca. 11.30 Uhr los. Nach wie vor umkurvt die Fv17 die Fjorde, wobei sie zwischen durch auch mal durch die Berge geht oder Ausblicke von höhergelegen Stellen zu bieten hat. Zwischendurch wieder Fähren mit längeren Wartezeiten. Bei der ersten Fähre trank ich mit Fritz aus der Schweiz einen Kaffee, er konnte mir einiges von Norwegen erzählen, da er seit 10 Jahren regelmässig mit seiner XT 660 Z Tenere meist die Küste entlang trudelt. Sein Tipp; in der ersten Augusthälfte sei das Wetter meist sehr gut... Am Abend fuhr ich dann noch bis kurz vor der Fähre nach Lund auf einen kleinen abseits gelegenen Campingenplatz, wo ich im Gemeinschaftsraum noch Spaggetti kochen und sogar Olympia im deutschen Fernsehen verfolgen konnte...







Donnerstag, 18.8.
Am dritten Tag auf der Fv17 verliess die Strasse allmählich die Küste und kurvte durch die Hügel und Berge bis sie bei Steinkjer auf die E6 stiess. Dieser folgte ich bis an Trondheim vorbei, dann fuhr ich in östlicher Richtung zurück nach Schweden hinein, bis ich direkt an der Strasse einen kleinen Campingplatz als Nachtlager wahrnahm. Ein alter Norweger plauderte noch ein wenig mit mir und am Morgen lud er mich zum Frühstück direkt vor seiner Unterkunft ein. Später kam noch ein Kumpel dazu und bei einem gelegentlichen Schnaps und kleinen Musikeinlagen (es waren beide Musiker) verging der halbe Vormittag im Flug. Ich musste mich dann aber loseisen, denn der Plan war heute auf Nebenstrassen möglichst bis Göteborg zu kommen. Ich kam gut voran, auf den kleineren Strassen war kaum Verkehr und ich durchfuhr tolle Landschaften. Leider fing es irgendwann zu regnen an so dass bis zum späten Nachmittag meine Regenklammotten herhalten mussten. Gegen abend schaffte ich es dann tatsächlich bis Göteborg und dort war in der Innenstadt ein grosses Musikfestival. Jedoch war es mir einfach zu voll, so dass ich um etwa 22.00 Uhr einfach Richtung Malmö weiterfuhr. Die Autobahn war komplett leer und so fuhr ich die Nacht durch, döste mal zwischendurch auf einer Bank an der Raststätte und kam ca. 5.00 Uhr morgens in Malmö an. Dort sucht ich den Campingplatz bzw. die Wiesen daneben und legte mich für 2 Stunden in meinen Schlafsack. Leichte Wassertropfen weckten mich irgendwann, so dass ich schnell zusammenpacken musste, eine Bäckerei aufsuchte und dort frühstückte.





Freitag, 18.8.
Nach dem Frühstück gings ab auf die Autobahn, über die wundervolle Öresundbrücke, durch Dänemark, auf die Fähre bei Rodby, und dann bis Hamburg, wo ich wieder bei meiner Schwester übernachten konnte.




Samstag, 19.8.
Heute war Heimfahrt angesagt, also reines Autobahnbolzen, bis auf einen kleinen Abstecher nach Tettenborn im Harz, wo ich eine Kaffepause bei Jörg und Gilla machen durfte (die "Chefs" des V-strom Forums, die ich endlich mal persönlich kennenlernen wollte). Spät abends, ca. 22 Uhr war dann endlich zuhause und genoss das Gefühl etwas tolles erlebt zu haben und doch wieder heimischen Boden unter den Füssen zu haben.